Erwachsene laufen durch ein Zirkuszelt und sind Prinzessinnen und Monster oder balancieren sich gegenseitig auf den Füßen. So verbringe ich nun meine Vor- und Nachmittage.
Aktuell mache ich die Weiterbildung zum Zirkuspädagogen in der Zirkus Cabuwazi Akademie in Berlin. Vier Wochen sind nun vergangen und nun möchte ich über zwei Begriffe kurz reflektieren: Sicherheit und Durchlässigkeit. Diese Begriffe höre ich in meinem neuen Alltag ziemlich häufig.
Sicher sein.
Zirkuspädagogen arbeiten mit Laien, wie beispielsweise Kinder, Jugendliche, etc, zum Beispiel in Projektwochen, Feriencamps oder Arbeitsgemeinschaften. Die kürze der Zeit impliziert, dass es nicht das Ziel ist, Profiartisten auszubilden. Das Ziel ist viel mehr, dass sie mit den Fähigkeiten die sie erworben haben auf die Bühne gehen, und diese präsentieren. Sie sollen so viel Sicherheit ausstrahlen, dass sie mit einem Ball auf die Bühne gehen können, diesen hochwerfen, nicht fangen und das Publikum ist begeistert – um es zu übertreiben.
Es wird somit ganz stark mit dem Selbstwertgefühl gearbeitet. Das, was ich kann, ist gut und die Welt soll es sehen. Ich meine hier keine Rampensäue, also Personen, die sich auf der Bühne profilieren müssen. Denn das Ziel ist auch seine Durchlässigkeit zu behalten.
Durchlässig sein.
Sicherheit ausstrahlen impliziert etwas Unbewegliches, Starres. Das soll nicht sein. Wenn bei einer Dreiballjonglage alle Tricks funktionieren, darf Stolz über das Gesicht des Jongleurs huschen. Der gesamte Körper soll durchlässig sein. Einerseits dafür, sich von Emotionen oder äußeren Einflüsse bewegen zu lassen. Andererseits sollen sich Impulse im Körper auch durch den gesamten Körper fortbewegen.
Die Kombination dieser beiden Trainingsziele ermöglicht, dass Laien auf der Bühne authentisch wirken. Die Präsentation der Fertigkeiten ist ein wichtiger Moment. Jedoch ist der Prozess dahin ebenso wichtig. Im Prozess können die Laien neue Fertigkeiten lernen und Ängste und Hürden abbauen.
Dieser Text ist für mein ein Startpunkt meiner Reflexion und ein Erstes verschriftlichen von Erlerntem. Mir selbst fehlt dabei noch ein wissenschaftliches Fundament. Ich möchte phänomenologisch an die Zirkuspädagogik herangehen – zunächst ein Phänomen beschreiben und dann tiefer eintauchen. Leser, die sich besser mit den Themen auskennt, bitte ich, mich auf weitere wissenschaftliche Literatur oder Quellen zu verweisen. Danke!