Dies ist Teil zwei unserer Reihe Wir basteln ein Zirkuszentrum – eine mehrteilige Serie in der wir die Verwandlung einer alten Werkstatt in die werkstatt Mörlach (die Webseite beschreibt unsere Pläne ganz gut) begleiten und unsere Erfahrungen mit Euch teilen.
Zum besseren Verständnis lohnt es sich, vor den kommenden Absätzen, einmal Wir basteln ein Zirkuszentrum (Teil Eins) zu lesen. Viel Spaß bei der Lektüre – wir freuen uns über gute Tipps und jede Art von Fragen!
Keep Rolling
Meine Frau Maike sammelt Murmeln seit ich sie kenne. Neben meinem Computer und unserer Stereoanlage haben wir ihre mittlerweile viele hunderte Murmeln umfassende Sammlung am Tag unseres Umzugs im eigenen Auto transportiert. Um die Wahrscheinlichkeit eines Murmelgewitters während des Kartonschleppens zu minimieren.
Die eine Hälfte ihrer Murmeln ruhte dann zwei Wochen unbemerkt in einer Art Luftkissen-Verpackung unter dem Fahrersitz, bis sie gestern den (wahrscheinlich aus Langeweile entstandenen) Plan umsetzte, sich auf dem linken Fußbereich der Rückbank auszubreiten.
Nun schnattern die Murmeln mit nostalgischer Schulhof-Akustik bei jeder Kurve der Fliehkraft hinterher und es klingt ganz wundervoll. Ich musste tatsächlich beglückt lachen, als ich mit meinen emsig kullernden Mitfahrern die ersten drei Abbiegungen zur werkstatt durchschnattert hatte.
Rohre räumen
Jakob ist zu Besuch und mit Daniel treffen wir uns zum Löcherspachteln im ersten Drittel der werkstatt. Die Wand gleicht stellenweise einem schweizer Käse – was zum Teufel war da vorher wohl alles angeschraubt? Zu großen Teilen ein riesiges Druckluftsystem, dessen bis zu drei Meter lange Rohre nun ordentlich gesammelt in der werkstatt rum- und uns im Weg liegen. Also raus damit und auf den Dachboden.
Leichter gesagt als getan, denke ich, als ich fluchend mit einem Haufen widerspenstiger Rohre unter dem Arm im Treppenhaus stehe, eingeklemmt zwischen Wänden, Geländer, Decke und der unbarmherzigen Druckluftscheiße. Tetris für Fortgeschrittene – Teil zwei.
Ein lustiger Spachtelabend
Nun kann das Spachteln beginnen – Wandrisse und Käselöcher weichen langsam der alles glättenden Spachtelmasse, wir hören City of the Sun, trinken Bier dazu, was für ein schöner Abend. Ich komme spachtelnd an unseren alten Freunden, den überflüssigen Rolltoren vorbei und stelle fest, dass diese wohl beide einmal genau einen Zentimeter zu tief geplant waren. Unter jeder Befestigungsschraube gibt es noch ein weiteres, bereits mit Dübel versehenes Bohrloch. Eigentlich sollten wir die beiden Tore jetzt gleich abbauen, damit wir alles in einem Rutsch spachteln können, denke ich laut.
Daniel bremst meine vermeintliche Effizienz mit dem Einwand, dass wir wahrscheinlich bessere Chancen haben, ein sichtbar funktionierendes, da montiertes Rolltor zu verkaufen, als ein vollkommen zerlegtes mit nicht nachvollziehbaren Motorfunktionalitäten. Recht hat er leider.
Wir haben mittlerweile zumindest über die Rolltormarke eine ungefähre Preisvorstellung für den Verkauf bekommen. Diese deckt sich leider nicht völlig mit der uns nahegelegten Zielgruppe „rustige Rentner ü60 mit Hang zum Geiz“ (danke Ena!) – die Tore waren einmal Schweineteuer, mit etwas Glück können wir sie noch für Normalteuer verkaufen. Vielleicht dürfen wir in Teil drei ja schon den ersten Verkauf feiern…
Pulverschnee bei 25 Grad
Wie schön, wir haben unseren Workshopbereich (bis auf die Scheiß-Rolltore) fertig verspachtelt und abgeschliffen. Wie schön, wir können also als nächstes die Wände streichen. Wie blöd, dass alles voll ist mit dem Abschliff-Staub und wir den kompletten Bereich erstmal (wieder) grundreinigen müssen.
Dabei hatten wir eigentlich für heute einen privaten Yoga-Workshop mit Freundin des Hauses Amazing Amy als inoffizielle Auftaktveranstaltung bei uns geplant. Aber bei 25 Grad draußen gehen wir dann eben auf die Terasse und erst heute Abend den werkstatt-Pulverschnee schippen und saugen.